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Summary
# Begrifflichkeiten und Definitionen von Sport und Sportunterricht
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Begriffsbestimmung von Sport und den damit verbundenen Konzepten im Kontext des Sportunterrichts.
### 1.1 Sport: Eine Definitionsvielfalt
Sport lässt sich als eine Zusammenfassung verschiedener Bewegungs-, Spiel- und Wettkampfformen verstehen. Grundsätzlich handelt es sich um körperliche Aktivität des Menschen, die nicht primär der Warenproduktion, kriegerischen Handlungen, dem Transport oder der Ortsveränderung dient. Eine präzise oder eindeutige begriffliche Abgrenzung des Sports ist jedoch nicht immer möglich [4](#page=4).
#### 1.1.1 Sportliche Voraussetzungen
Die Ausübung einer Sportart muss mehrere Kriterien erfüllen:
* **Eigenmotorische Aktivität:** Jede Person, die eine Sportart betreibt, muss eine eigene, sportartbestimmende motorische Aktivität zum Ziel haben. Denkspiele, Bastel- und Modellbautätigkeiten, Tierdressur ohne menschliche Einbeziehung sowie die Bewältigung technischer Geräte ohne menschlichen Einbezug erfüllen dieses Kriterium in der Regel nicht [4](#page=4).
* **Selbstzweck der Betätigung:** Die Ausbildung der eigenmotorischen Aktivitäten muss den Selbstzweck der Betätigung darstellen. Arbeits- und Alltagsverrichtungen sowie rein physiologische Zustandsveränderungen sind davon ausgenommen [4](#page=4).
* **Einhaltung ethischer Werte:** Eine Sportart muss die Einhaltung ethischer Werte wie Fairplay, Chancengleichheit, Unverletzlichkeit der Person und Partnerschaft durch Regeln oder ein Wettkampfsystem gewährleisten [4](#page=4).
#### 1.1.2 Ziele und Charakteristika des Sports
Sport verfolgt das Ziel, die körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern. Er kann nicht durch Stellvertreter ausgeübt werden und stellt ein kulturelles Tätigkeitsfeld dar, das freiwillig ausgeübt wird. Zentral ist die Schulung von Fähigkeiten und Fertigkeiten im Bereich der Bewegungskunst in Beziehung zu anderen Menschen, sei es real oder vorgestellt. Sport impliziert Vergleiche mit anderen nach Regeln, ohne sich oder andere dabei zu verletzen. Er beinhaltet die willkürliche Schaffung von Problemen oder Konflikten, die mit körperlichen Mitteln gelöst werden. Die gefundenen Lösungen können beliebig wiederholt, verbessert und geübt werden, ohne bleibende Veränderungen zu hinterlassen [5](#page=5).
#### 1.1.3 Die Grundidee des Sports
Die Grundidee des Sports besteht darin, sich selbst willkürlich geschaffene Aufgaben und Probleme freiwillig und durch vorwiegend körperliches Handeln zu lösen, wobei die Handlungsresultate folgenlos bleiben. Ein typisches Beispiel ist das Springen nicht wegen eines Hindernisses, sondern das künstliche Schaffen eines Hindernisses, um springen zu können. Sport ermöglicht somit die freiwillige Selbsterschwernis unseres Lebens, aus der Kultur heraus entstehend. Im Gegensatz zu funktionalen Bewegungshandlungen, bei denen der Zweck die Mittel bestimmt, tauschen im Sport Zweck und Mittel die Rollen. Dies führt zu ästhetischen Handlungen [23](#page=23) [6](#page=6).
> **Tip:** Das Verständnis der "folgenlosen" Natur sportlicher Handlungen ist entscheidend. Es erlaubt, Risiken einzugehen und aus Fehlern zu lernen, ohne reale negative Konsequenzen fürchten zu müssen [23](#page=23).
Der Sport erlaubt auch ein "folgenloses Scheitern", was bedeutet, dass man nicht zwingend gewinnen muss, um sportliches Handeln als bereichernd zu erfahren [23](#page=23).
### 1.2 Sportpädagogik im Kontext von Bildung und Erziehung
Sportpädagogik ist seit 1970 die gängige Bezeichnung für das Teilgebiet der Sportwissenschaft, das sich mit Sport im Kontext von Bildung und Erziehung auseinandersetzt [12](#page=12).
* **Bildung:** Umfasst die Selbstgestaltung des Menschen im Prozess der Auseinandersetzung mit den Inhalten und Werten der Bewegungskultur [12](#page=12).
* **Erziehung:** Zielt darauf ab, Menschen zu vernünftiger Selbstbestimmung und ästhetischer Selbsterfahrung im Rahmen der Bewegungskultur zu verhelfen [12](#page=12).
Sport wird als Bestandteil der (Bewegungs)Kultur betrachtet [12](#page=12).
#### 1.2.1 Sportdidaktik
Während die Sportpädagogik sich mit dem "Warum und Wozu?" des Sports in Bildung und Erziehung beschäftigt, fragt die Sportdidaktik nach dem "Was und Wie?" – also nach Inhalten und Vermittlungsmethoden [12](#page=12).
### 1.3 Kerncurricula und Kompetenzbereiche im Sportunterricht
Kerncurricula im Sportunterricht verfolgen einen ganzheitlichen Bildungs- und Erziehungsauftrag sowie die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung. Sie haben einen Doppelauftrag: die Erschließung der Bewegungskultur und den Beitrag zur Werteerziehung [3](#page=3).
#### 1.3.1 Leitidee der Kompetenzbereiche
Die Leitidee der Kompetenzbereiche im Sportunterricht umfasst:
* **Soziale Interaktion** [3](#page=3).
* **Körperwahrnehmung** [3](#page=3).
* **Leisten** [3](#page=3).
* **Gesundheit** [3](#page=3).
* **Ausdruck** [3](#page=3).
* **Wagnis** [3](#page=3).
#### 1.3.2 Spezifische Kompetenzbereiche
* **Urteils- und Entscheidungskompetenz:** Reflektieren von Bewegungs- und Körpererfahrungen, Setzen, Verfolgen und Anwenden persönlicher Ziele und Strategien [3](#page=3).
* **Teamkompetenz:** Erläutern, Einhalten und gezieltes Verändern von Regeln und Wettkampfvorschriften, selbstständige Lösung von Konflikten sowie Reflexion von Arbeits-, Gruppen- und Bewegungsprozessen [3](#page=3).
* **Bewegungskompetenz:** Anwenden und Verbessern von Grundformen der Bewegung, situationsgerechtes Anwenden von Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit in sportlichen Handlungssituationen sowie das Umsetzen von Rhythmen in Bewegung [3](#page=3).
#### 1.3.3 Inhaltsfelder des Sportunterrichts
Die Inhaltsfelder im Sportunterricht sind vielfältig und umfassen unter anderem:
* Spielen [3](#page=3).
* Bewegen mit Geräten [3](#page=3).
* Bewegung gymnastisch, rhythmisch und tänzerisch gestalten [3](#page=3).
* Laufen, Springen, Werfen [3](#page=3).
* Bewegen im Wasser [3](#page=3).
* Fahren, Rollen, Gleiten [3](#page=3).
* Körper trainieren, Fitness verbessern [3](#page=3).
### 1.4 Erziehender Sportunterricht nach Pohl & Scheid
Die fachdidaktische Konzeption des erziehenden Sportunterrichts von Robert Pohl und Volker Scheid definiert einen Doppelauftrag [22](#page=22).
#### 1.4.1 Der Doppelauftrag
Der Doppelauftrag beinhaltet:
* **Ermöglichung der Teilhabe am organisierten Sport** und **Bewegungsbildung** als "ästhetischer Kern" des Sportunterrichts [22](#page=22).
* **Fachspezifischer Beitrag zur Werteerziehung** und zum **Erwerb allgemeiner Schlüsselkompetenzen**: "Persönlichkeit entwickeln lassen" mit dem Ziel von Mündigkeit durch Bildung und Erziehung [22](#page=22).
#### 1.4.2 Mündigkeit als Ziel
Mündigkeit im Sinne von Bildung und Erziehung manifestiert sich in:
* Selbstbestimmungsfähigkeit [22](#page=22).
* Mitbestimmungsfähigkeit [22](#page=22).
* Solidaritätsfähigkeit [22](#page=22).
Der Sportunterricht kann dazu beitragen, wie man gegeneinander zugleich miteinander handelt und den Egoismus des Siegeswillens mit dem Altruismus der Fürsorge für den anderen in Balance hält. Dies ermöglicht eine selbstbestimmte und zur Selbstkorrektur fähige Bewegung auf einem schmalen Grat, was eine wertvolle Bereicherung sozialer Kompetenzen darstellt. Das Prinzip "Im Gegeneinander miteinander zu agieren, um aneinander zu wachsen" ist hierbei zentral [23](#page=23).
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# Entwicklung und Konzepte des Schulsports
Der Schulsport hat sich im Laufe seiner Geschichte von einem primär auf den Sport selbst ausgerichteten Ansatz zu einem pädagogisch fundierten Bildungsauftrag entwickelt, der die ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler in den Mittelpunkt stellt [14](#page=14) [9](#page=9).
### 2.1 Historische Entwicklung und Lehrplangenerationen
Die Entwicklung des Schulsports lässt sich in verschiedene Lehrplangenerationen einteilen, die unterschiedliche Schwerpunkte und Konzeptionen verfolgten.
#### 2.1.1 Lehrplangeneration 1990: Das Sportartenkonzept
Das Sportartenkonzept, das in der Lehrplangeneration von 1990 maßgeblich war, orientierte sich stark an der "Eigenwelt des Sports" als Kulturgut [34](#page=34) [9](#page=9).
* **Aufgabe des Fachs Sport:** Allseitige Entwicklung von Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnissen im Sport, Beeinflussung von Verhalten und Persönlichkeit mit dem Ziel, ein schulübergreifendes Interesse am Sport zu entwickeln [9](#page=9).
* **Fachdidaktische Konzeption:** Fokussierung auf traditionelle Sportarten als Kulturgüter mit eigenen Anforderungen und Handlungsmöglichkeiten. Die pädagogischen Gehalte liegen im Sport selbst [34](#page=34) [9](#page=9).
* **Ziel:** Qualifizierung junger Menschen für den außerschulischen und lebenslangen Sport [34](#page=34) [9](#page=9).
* **Dominante Sportarten:** Traditionelle Sportarten wie Turnen, Leichtathletik und Sportspiele [9](#page=9).
* **Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung:**
* Ausbildung von physisch-motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten zur kompetenten Ausübung bestimmter Sportarten [10](#page=10) [11](#page=11).
* Sportartenspezifische Techniken und Taktiken im Mittelpunkt, dominierende Unterrichtsformen sind Spiel- und Übungsreihen, ähnlich dem Vereinssport [10](#page=10) [11](#page=11).
* Lehrkräftezentrierte Vermittlung, bei der Schülerinnen und Schüler primär Adressaten sind [10](#page=10) [11](#page=11).
#### 2.1.2 Methodische Ansätze im Sportartenkonzept
Innerhalb des Sportartenkonzepts kamen spezifische Methoden zum Einsatz, um sportliche Fertigkeiten zu vermitteln.
* **Methodische Übungsreihen:**
* **Definition:** Geordnete Übungsfolgen zur Erlernung einer bestimmten motorischen Fertigkeit oder Aneignung eines Ausprägungsgrades motorischer Eigenschaften [10](#page=10).
* **Ziel:** Erlernen einer Zielbewegung (motorische Fertigkeit) [10](#page=10).
* **Grundsätze:** Gliederung in Teileinheiten, graduelle Annäherung, Reduktion methodischer Hilfe, vom Bekannten zum Unbekannten, vom Leichten zum Schweren, vom Einfachen zum Komplexen, vom Langsamen zum Schnellen. Bei Spielsportarten: Erst die Fertigkeit, dann das Spiel [10](#page=10).
* **Charakteristik:** Stark lehrerzentrierte Methode [10](#page=10).
* **Methodische Spielreihen:**
* **Definition:** Hintereinanderschaltung von nach methodischen Gesichtspunkten geordneten Spielen oder Spielformen mit geringerer Komplexität als das Zielspiel, unter Beibehaltung der grundlegenden Spielidee [11](#page=11).
* **Mögliche Parameter:** Spieleranzahl, Spielfeldgröße, Spielmaterial [11](#page=11).
#### 2.1.3 Die Legitimationsdebatte des Schulsports (um 1980)
Parallel zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit dem Sportartenkonzept gab es eine zunehmende Kritik und eine Debatte über die Legitimation des Schulsports [14](#page=14).
* **Ausgangsfrage:** Warum gibt es Schulsport und was rechtfertigt ihn pädagogisch [14](#page=14) [34](#page=34)?
* **Zentrale Positionen:**
* **Sportimmanente Legitimation:** Der Sport rechtfertigt sich selbst [34](#page=34).
* **Instrumentelle Legitimation:** Der Sport muss pädagogisch begründet werden [34](#page=34).
* **Ergebnis der Debatte:** Abkehr von der rein sportimmanenten Legitimation hin zu pädagogisch begründeten Konzepten [14](#page=14) [34](#page=34).
#### 2.1.4 "Erziehung durch Bewegung" als Gegenentwurf
Als Reaktion auf das Sportartenkonzept und die Legitimationsdebatte entstand das Konzept der "Erziehung durch Bewegung" [14](#page=14) [34](#page=34).
* **Grundidee:** Bewegung dient als Medium der Erziehung; der Fokus liegt auf der Persönlichkeitsentwicklung und der Förderung des eigenen Sporttreibens [14](#page=14) [34](#page=34).
* **Schwerpunkt:** Das Individuum und dessen eigene Bewegungsräume; Schülerinnen und Schüler sollen Akteure ihrer persönlichen Bewegungsentwicklung werden [14](#page=14).
* **Ziele:** Entwicklungsförderung und Identitätsfindung, Vermittlung sozialer Kompetenzen, Selbstständigkeit, Verantwortungsübernahme, Kooperation und Fairness [15](#page=15) [34](#page=34) [35](#page=35).
* **Merkmale:** Bewegung als Mittel, nicht als Selbstzweck; lebensweltorientiert; kind- und schülerzentriert [34](#page=34) [35](#page=35).
* **Rolle der Lehrkraft:** Betreuer und Vermittler [15](#page=15).
* **Unterrichtsgestaltung:** Demokratischer, offene Bewegungsangebote, Ziel der Selbstmotivation [15](#page=15).
* **Abgrenzung:** Klares Gegenmodell zum Sportartenkonzept [34](#page=34) [35](#page=35).
#### 2.1.5 Einführung von Mehrperspektivität (Mitte der 1990er Jahre)
Die Mitte der 1990er Jahre war geprägt durch die Konzeption des "Mehrperspektivischen Sportunterrichts", der eine grundlegende Neuorientierung des Schulsports anstrebte [15](#page=15) [16](#page=16) [17](#page=17) [35](#page=35).
* **Grundidee:** Sport und Bewegung besitzen mehrere pädagogische Sinnperspektiven, die im Unterricht bewusst erschlossen werden sollen [35](#page=35).
* **Doppelauftrag:** Verknüpfung von "Erziehung zum Sport" und "Erziehung im und durch Sport" (persönlichkeitsentwickelnde Dimension) [16](#page=16) [17](#page=17) [18](#page=18) [30](#page=30).
* **Leitidee:** Mehrperspektivität im schulischen Sportunterricht [16](#page=16).
* **Zielsetzung:** "Handlungsfähigkeit im Sport" [16](#page=16).
* **Zentrale Sinnperspektiven (nach Kurz):**
* Leistung erfahren [17](#page=17) [35](#page=35).
* Wagnis eingehen [17](#page=17) [29](#page=29) [35](#page=35).
* Miteinander kooperieren [17](#page=17) [35](#page=35).
* Gesundheit fördern [17](#page=17) [29](#page=29) [35](#page=35).
* Ausdruck gestalten [29](#page=29).
* Eindruck erleben (auch: Sinneswahrnehmung verbessern, Bewegungserlebnis und Körpererfahrung erweitern ) [17](#page=17) [35](#page=35).
* **Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung:**
* Stärkerer Einbezug der Schülerinnen und Schüler, Förderung personaler Kompetenzen [19](#page=19).
* Veränderte Unterrichtsmethoden: Hinwendung zu offeneren und schülerorientierten Methoden, Abkehr von reinen Übungs- und Spielreihen [19](#page=19).
* Erweiterung der Inhalte: Einbezug traditioneller Sportarten und neuer Bewegungstrends [19](#page=19).
* Gleichrangige Berücksichtigung des sportlichen Inhalts und der pädagogischen Perspektive [19](#page=19).
* **Kritik am Mehrperspektivischen Ansatz:** Hohe Anforderungen an Lehrkräfte, Gefahr der Beliebigkeit, schwierige Umsetzung im Schulalltag, teilweise zu anspruchsvolle Reflexionsanteile für Schülerinnen und Schüler [35](#page=35).
#### 2.1.6 Lehrplangeneration 2006-2010: Pädagogische Perspektive und Kerncurriculum
Die Lehrplangenerationen ab 2006/2010 integrierten die pädagogische Perspektive als sinngebende Strukturierungsgrundlage und führten das Konzept der Kompetenzorientierung ein [17](#page=17) [26](#page=26) [30](#page=30).
* **Kernkurriculum Sport:** .
* **Kompetenzbegriff:** Verbindung von Wissen und Können in der Bewältigung von Handlungsanforderungen; Personen gelten als kompetent, wenn sie auf Grundlage von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten aktuell gefordertes Handeln neu generieren können [26](#page=26).
* **Überfachliche Kompetenzen:** Personale Kompetenz (Selbstwahrnehmung, Selbstkonzept, Selbstregulierung), soziale Kompetenz (soziale Wahrnehmung, Rücksichtnahme, Kooperation), Lernkompetenz (Problemkompetenz, Arbeitskompetenz, Medienkompetenz), Sprachkompetenz (Lesekompetenz, Schreibkompetenz, Kommunikationskompetenz) [26](#page=26) [27](#page=27).
* **Fachspezifische Kompetenzbereiche:** Bewegungskompetenz, Urteils- und Entscheidungskompetenz, Teamkompetenz [26](#page=26) [27](#page=27).
* **Inhaltliche Kompetenzen/Inhaltsfelder:** Leitideen wie Soziale Interaktion, Körperwahrnehmung, Leisten, Gesundheit, Ausdruck, Wagnis. Inhaltsfelder umfassen traditionelle Sportarten und neuere Trends (Spielen, Bewegen an und mit Geräten, rhythmische und tänzerische Gestaltung, Laufen/Springen/Werfen, Bewegen im Wasser, Fahren/Rollen/Gleiten, Kämpfen/Ringen/Raufen, Kopf trainieren/Fitness verbessern) [29](#page=29).
* **Stärkung des Doppelauftrags:** Integrative Vermittlung von Sacherschließung und Persönlichkeitsentwicklung [30](#page=30).
* **Outputorientierung:** Kompetenzen stehen im Vordergrund, Inhalte sind Mittel zur Erreichung der Kompetenzziele [30](#page=30).
* **Beibehaltung:** Bewegungsfelder (jetzt "Inhaltsfelder") und pädagogische Perspektiven (jetzt "Leitideen") [30](#page=30).
* **Streichung:** Unterrichtsvorhaben und spezifische Vorgaben zur Umsetzung [30](#page=30).
#### 2.1.7 "Erziehender Sportunterricht" als aktuelles Leitkonzept
Das Konzept des "erziehenden Sportunterrichts" fasst die bisherigen Entwicklungen zusammen und wird als zentrales Leitkonzept moderner Lehrpläne betrachtet [24](#page=24) [35](#page=35).
* **Grundidee:** Synthese aus Sport treiben und pädagogischem Anspruch mit dem Ziel der Bildung; Bewegungsbildung als ästhetischer Kern des Sportunterrichts mit Mündigkeit als Ziel [24](#page=24) [35](#page=35).
* **Leitfrage:** Wie kann Sport so unterrichtet werden, dass er erziehend wirkt und als Bildungsmedium fungiert [24](#page=24) [35](#page=35)?
* **Konsequenzen für die Unterrichtsgestaltung:**
* Bewegungsbildung im Zentrum, die weitere Schlüsselkompetenzen anspricht [24](#page=24).
* Einheit von Lehren und Erziehen; Gleichrangigkeit von Weg und Ziel; bewusste pädagogische Rahmung [24](#page=24) [35](#page=35).
* Lehrkräfte als "Arrangeure" von Lerneinheiten [24](#page=24).
### 2.2 Fachdidaktische Konzeptionen im Überblick
Die Entwicklung des Schulsports ist durch verschiedene fachdidaktische Konzeptionen geprägt:
* **Sportartenkonzept:** Fokus auf die "Eigenwelt des Sports", Hinführung zu traditionellen Sportarten, lehrkräftezentriert [10](#page=10) [11](#page=11) [14](#page=14) [34](#page=34) [9](#page=9).
* **Erziehung durch Bewegung:** Bewegung als Medium der Erziehung, Fokus auf Persönlichkeitsentwicklung und lebensweltorientiertes Handeln, schülerzentriert [14](#page=14) [15](#page=15) [34](#page=34) [35](#page=35).
* **Mehrperspektivischer Ansatz:** Betonung von mehreren pädagogischen Sinnperspektiven (Leistung, Wagnis, Kooperation, Gesundheit, Ausdruck, Eindruck) zur Erschließung des Sports, Erziehung zum und im Sport [16](#page=16) [17](#page=17) [35](#page=35).
* **Erziehender Sportunterricht:** Synthese aus Sporttreiben und pädagogischem Anspruch, Bildung als Ziel, Bewegungsbildung als Kern, Lernen im und am Sport [24](#page=24) [35](#page=35).
### 2.3 Merkmale von Unterricht im Allgemeinen und Schulsport im Besonderen
Unterricht ist eine institutionalisierte Interaktion mit definierten Merkmalen [7](#page=7) [8](#page=8):
* **Institutioneller Charakter:** Findet innerhalb einer Bildungseinrichtung statt [8](#page=8).
* **Inhaltlichkeit:** Beinhaltet spezifische Inhalte, die vermittelt werden sollen [8](#page=8).
* **Intentionalität & Planmäßigkeit:** Unterricht ist zielgerichtet und geplant [8](#page=8).
* **Interaktion und Kommunikation:** Austausch zwischen Lehrenden und Lernenden [8](#page=8).
* **Kontrolle der Lernprozesse:** Überprüfung der intendierten Lernergebnisse [8](#page=8).
Schulsport umfasst dabei nicht nur den Sportunterricht, sondern auch Schulwettkämpfe, Arbeitsgemeinschaften und Pausensport. Der Sportunterricht ist eine fachlich ausgerichtete Ausbildungsform, wird von akademisch ausgebildeten Lehrern praktiziert, folgt eigenen Lehrplänen mit Zielen, Inhalten und Methoden und ist meist ein verbindliches Schulfach. Er zielt auch auf körperlichen Ausgleich ab [7](#page=7).
> **Tip:** Es ist entscheidend, die Entwicklung des Schulsports von einem rein sportartenspezifischen Ansatz hin zu einer ganzheitlich-pädagogischen Ausrichtung zu verstehen, um die aktuellen Lehrpläne und Konzepte nachvollziehen zu können. Die Einführung des Kompetenzbegriffs und die damit verbundene Outputorientierung markieren eine wichtige Weiterentwicklung.
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# Kompetenzbegriff und seine Anwendung im Sportunterricht
Der Kompetenzbegriff im Sportunterricht verbindet Wissen mit der Fähigkeit, dieses Wissen zur Bewältigung von Handlungsanforderungen anzuwenden und neues Handeln zu generieren [26](#page=26).
### 3.1 Definition und Kontextualisierung des Kompetenzbegriffs
Kompetenz beschreibt die Fähigkeit einer Person, auf Grundlage von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten aktuell gefordertes Handeln neu zu generieren. Dies bedeutet eine Verbindung von "Wissen und Können" im Kontext von Handlungsanforderungen [26](#page=26).
### 3.2 Überfachliche Kompetenzen im Kerncurriculum
Das Kerncurriculum unterscheidet verschiedene Kategorien überfachlicher Kompetenzen, die für den Sportunterricht relevant sind [26](#page=26) [27](#page=27):
* **Personalkompetenz**: Beinhaltet Selbstwahrnehmung, Selbstkonzept und Selbstregulierung. Dies ist die Fähigkeit, sich selbst zu erkennen, ein positives Selbstbild zu entwickeln und das eigene Verhalten zu steuern [26](#page=26) [27](#page=27).
* **Sozialkompetenz**: Umfasst soziale Wahrnehmung, Rücksichtnahme, Kooperation, Umgang mit Konflikten und gesellschaftliche Verantwortung. Sie beinhaltet auch interkulturelle Verständigung [26](#page=26) [27](#page=27).
* **Lernkompetenz**: Bezieht sich auf Problemlösekompetenz, Arbeitskompetenz und Medienkompetenz. Hierunter fallen die Fähigkeiten, Probleme zu lösen, effizient zu arbeiten und Medien kompetent zu nutzen [26](#page=26) [27](#page=27).
* **Sachkompetenz** (auch als Sprachkompetenz in der ersten Nennung geführt in der detaillierteren Aufschlüsselung als Sachkompetenz): Beinhaltet Lesekompetenz, Schreibkompetenz und Kommunikationskompetenz. Dies sind die Fähigkeiten, Texte zu verstehen, sich schriftlich auszudrücken und effektiv zu kommunizieren [26](#page=26) [27](#page=27).
### 3.3 Fachspezifische Kompetenzbereiche im Sportunterricht
Neben den überfachlichen Kompetenzen definiert das Kerncurriculum spezifische Kompetenzbereiche für das Fach Sport [26](#page=26) [27](#page=27):
* **Bewegungskompetenz**:
* Anwendung und gezielte Verbesserung grundlegender Bewegungsformen im Hinblick auf die jeweilige Zielsetzung und eigene Möglichkeiten [28](#page=28).
* Anforderungsgerechte Anwendung von Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit in sportlichen Handlungssituationen [28](#page=28).
* Umsetzung von Rhythmen in Bewegung [28](#page=28).
* **Urteils- und Entscheidungskompetenz**:
* Reflexion von Bewegungs- und Körpererfahrungen [28](#page=28).
* Setzen persönlicher Ziele im handelnden Umgang mit Bewegung, deren konsequente Verfolgung sowie Ableitung und Reflexion von Strategien zur Zielerreichung [28](#page=28).
* Verantwortungsbewusste Nutzung von Ressourcen und Bewegungsräumen (insbesondere Natur) und Erklärung der zugrunde liegenden Zusammenhänge [28](#page=28).
* **Teamkompetenz**:
* Erläuterung, Einhaltung und gezielte Veränderung von Regeln und Wettkampfvorschriften der betriebenen Sportarten [28](#page=28).
* Selbstständige Analyse und konstruktive Lösung von Konflikten [28](#page=28).
* Anforderungsbezogene Kooperation und konstruktive Reflexion von Arbeits-, Gruppen- und Bewegungsprozessen [28](#page=28).
### 3.4 Auswirkung auf Lernziele und Inhalte
Die Verankerung des Kompetenzbegriffs im Kerncurriculum von 2011 beeinflusst maßgeblich die Festlegung von Lernzielen und die Auswahl von Inhalten im Sportunterricht. Statt rein wissensvermittelnder Ansätze rücken handlungsorientierte und anwendungsbezogene Lernprozesse in den Vordergrund, die darauf abzielen, Schülerinnen und Schüler zu befähigen, sportliche Situationen selbstständig und kompetent zu bewältigen [26](#page=26) [27](#page=27).
> **Tip:** Die Unterscheidung zwischen überfachlichen und fachspezifischen Kompetenzen ist entscheidend. Überfachliche Kompetenzen sind oft Transferziele, die auch außerhalb des Sportunterrichts von Bedeutung sind, während fachspezifische Kompetenzen die Kerninhalte des Sportspiels und der Bewegungserfahrung darstellen.
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## Häufige fehler vermeiden
- Überprüfen Sie alle Themen gründlich vor Prüfungen
- Achten Sie auf Formeln und wichtige Definitionen
- Üben Sie mit den in jedem Abschnitt bereitgestellten Beispielen
- Memorieren Sie nicht ohne die zugrunde liegenden Konzepte zu verstehen
Glossary
| Term | Definition |
|------|------------|
| Kerncurriculum | Ein Kernlehrplan, der die grundlegenden Bildungsziele, Kompetenzen und Inhaltsfelder für ein bestimmtes Fach festlegt, um eine einheitliche pädagogische Ausrichtung zu gewährleisten. |
| Kompetenzbereiche | Umfasst spezifische Fähigkeiten und Fertigkeiten innerhalb eines Fachgebiets, die Lernende erwerben sollen, um komplexe Handlungsanforderungen bewältigen zu können. |
| Leitidee | Ein grundlegendes Prinzip oder eine Vision, die die Ausrichtung und Strukturierung von Lehrplänen und Unterricht gestaltet und übergeordnete Ziele vorgibt. |
| Sportartenkonzept | Eine fachdidaktische Konzeption, die den Sport als Kulturgut betrachtet und die Hinführung zu traditionellen Sportarten sowie die Entwicklung sportartspezifischer Techniken und Taktiken in den Vordergrund stellt. |
| Doppelauftrag | Beschreibt die zweifache Zielsetzung des Schulsports: zum einen die Erziehung zum Sport (Hinführung zu sportlicher Aktivität) und zum anderen die Erziehung durch Sport (persönlichkeitsbildende Aspekte). |
| Mehrperspektivität | Eine didaktische Konzeption, die davon ausgeht, dass Sport und Bewegung verschiedene pädagogische Sinnperspektiven aufweisen, die im Unterricht erschlossen werden sollen, um eine ganzheitliche Bildung zu ermöglichen. |
| Erziehender Sportunterricht | Ein pädagogischer Ansatz, der darauf abzielt, Sport so zu gestalten, dass er erzieherisch wirksam wird und zur ganzheitlichen Bildung der Lernenden beiträgt, indem Bewegung, Erfahrung und Reflexion verbunden werden. |
| Sportdidaktik | Ein Teilgebiet der Sportpädagogik, das sich mit den theoretischen und praktischen Aspekten des Lehrens und Lernens im Sport beschäftigt, einschließlich Lernzielen, Inhalten, Methoden und Organisationsformen. |
| Eigenwelt des Sports | Bezieht sich auf die spezifische Struktur, die Regeln und die pädagogischen Gehalte, die dem Sport selbst innewohnen und eine eigenständige kulturelle Bedeutung haben. |
| Ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung | Umfasst die Entwicklung aller Dimensionen einer Person – kognitiv, affektiv, sozial und physisch – durch Bildungsprozesse. |
| Handlungskompetenz | Die Fähigkeit, Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten in konkreten Situationen anzuwenden, um Handlungsanforderungen erfolgreich zu bewältigen. |
| Überfachliche Kompetenzen | Fähigkeiten und Fertigkeiten, die fächerübergreifend relevant sind und für die Bewältigung verschiedener Lebensbereiche und Lernprozesse von Bedeutung sind, wie z.B. soziale oder personale Kompetenz. |
| Bewegungsbildung | Der Prozess der Aneignung und Entwicklung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Einstellungen im Bereich der Bewegungskultur, der als zentraler Bestandteil des Sportunterrichts verstanden wird. |
| Ästhetischer Kern | Bezeichnet den Kernbereich der Bewegungserfahrung im Sportunterricht, der auf gestalterische, ausdrucksstarke und erlebnisorientierte Aspekte von Bewegung abzielt. |
| Mündigkeit | Das Ziel von Bildung und Erziehung, das die Fähigkeit zur Selbstbestimmung, Mitbestimmung und zur eigenverantwortlichen Gestaltung des eigenen Lebens umfasst. |