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Summary
# Fortpflanzung und ihre Arten
Die Fortpflanzung ist ein fundamentaler biologischer Prozess, der die Entstehung neuer Individuen aus bestehenden Organismen ermöglicht und somit der Arterhaltung sowie der Evolution dient [13](#page=13).
### 1.1 Überblick über die Fortpflanzungsarten
Es werden zwei Hauptarten der Fortpflanzung unterschieden: die ungeschlechtliche (asexuelle) und die geschlechtliche (sexuelle) Fortpflanzung [13](#page=13).
### 1.2 Ungeschlechtliche Fortpflanzung
Bei der ungeschlechtlichen Fortpflanzung entstehen Nachkommen ohne die Beteiligung von Geschlechtszellen oder einer Befruchtung. Dies führt zu genetisch identischen Nachkommen, sogenannten Klonen [19](#page=19).
#### 1.2.1 Ungeschlechtliche Fortpflanzung bei Mehrzellern
Mehrzeller nutzen verschiedene Formen der ungeschlechtlichen Vermehrung. Bei Pflanzen und Pilzen sind dies unter anderem [14](#page=14):
* Brutknospen (z.B. Farn)
* Wurzelknollen (z.B. Dahlien)
* Unterirdische Ausläufer (z.B. Quecken)
* Oberirdische Ausläufer (z.B. Erdbeeren)
* Tochterzwiebeln (z.B. Tulpen)
* Rhizome (z.B. Maiglöckchen)
* Wurzelsprosse (z.B. Erlen)
* Sprossknollen (z.B. Kartoffeln)
* Kindel (z.B. Kakteen)
* Sporen (z.B. Schimmelpilz)
* Tochterkugeln (z.B. Wimperkugel)
#### 1.2.2 Ungeschlechtliche Fortpflanzung bei Einzellern
Einzeller vermehren sich häufig durch Zellteilung. Abhängig von der Art des Einzellers können hierbei verschiedene Formen auftreten [15](#page=15):
* Längsteilung (z.B. Euglena)
* Querteilung (z.B. Pantoffeltierchen)
* Zellteilung (z.B. Wechseltierchen)
* Spaltung (z.B. Bakterien)
* Sprossung (z.B. Bäckerhefe)
Diese Formen basieren oft auf der Bildung von Tochterzellen durch Mitose [15](#page=15).
#### 1.2.3 Vorteile und Nachteile der ungeschlechtlichen Fortpflanzung
**Vorteile:**
* Geringer Energieaufwand [19](#page=19).
* Keine Partnersuche erforderlich [19](#page=19).
* Keine Notwendigkeit zur Bildung von Geschlechtszellen [19](#page=19).
* Produktion vieler Nachkommen in kurzer Zeit [19](#page=19).
* Funktioniert auch bei sehr geringen Populationsdichten [17](#page=17).
**Nachteile:**
* Die Nachkommen sind genetisch identisch (Klone) [19](#page=19).
* Die Erbanlagen werden nicht neu kombiniert [19](#page=19).
* Geringe Anpassungsfähigkeit an neue Umweltsituationen [19](#page=19).
* Bei Arten, die obligatorisch durch Xenogamie (Fremdbefruchtung) vermehrt werden, besteht bei Unterschreiten einer bestimmten Populationsdichte die Gefahr des Aussterbens der Art [17](#page=17).
### 1.3 Geschlechtliche Fortpflanzung
Geschlechtliche Fortpflanzung involviert die Entstehung von Nachkommen aus einer befruchteten Eizelle (Zygote), die durch die Verschmelzung der Zellkerne einer weiblichen Geschlechtszelle (Eizelle) und einer männlichen Geschlechtszelle (Samenzelle, Spermium) entsteht. Ein wesentlicher Aspekt ist die Neukombination der Erbanlagen, was zu genetisch nicht identischen Nachkommen führt [16](#page=16) [19](#page=19).
#### 1.3.1 Eizellen und Samenzellen
* **Eizellen:** Werden bei Pflanzen in Samenanlagen und bei mehrzelligen Tieren sowie Menschen in den Eierstöcken gebildet [16](#page=16).
* **Samenzellen:** Entstehen bei Pflanzen in spezifischen Organen, bei mehrzelligen Tieren wie Ringelwürmern und Wirbeltieren in den Hoden. Eine Samenzelle besteht typischerweise aus Kopf, Hals, Mittelstück und einem Schwanz [16](#page=16).
#### 1.3.2 Übertragung männlicher Geschlechtszellen
Bei Säugetieren und Menschen erfolgt die Übertragung der männlichen Geschlechtszellen in den weiblichen Körper durch Begattung, welche die geschlechtliche Vereinigung zur Übertragung der Samenzellen in die weiblichen Geschlechtsorgane darstellt [16](#page=16).
#### 1.3.3 Vorteile und Nachteile der geschlechtlichen Fortpflanzung
**Vorteile:**
* Neukombination der Erbanlagen führt zu genetisch unterschiedlichen Nachkommen [19](#page=19).
* Erhöhte Fähigkeit zur Anpassung an veränderte Lebensbedingungen [19](#page=19).
* Die Zufälligkeit der Chromosomenverteilung bei der Meiose und die Neukombination der Gene ermöglichen evolutionär neu angepasste Individuen [17](#page=17).
* Jedes Individuum trägt zwei Allele für ein Gen, sodass eine nachteilige Mutation auf einem Allel durch das andere kompensiert werden kann [17](#page=17).
* Die Mehrzahl der Tier- und Pflanzenarten pflanzt sich geschlechtlich fort, was als evolutionärer Vorteil gilt [17](#page=17).
**Nachteile:**
* Höherer Energie- und Zeitaufwand [19](#page=19).
* Erfordert Partnersuche und Paarung [19](#page=19).
* Notwendigkeit, dass zwei Individuen unterschiedlichen Geschlechts zusammentreffen (außer bei einigen Zwitter-Arten) [17](#page=17).
* Ausbildung von Geschlechtsmerkmalen [19](#page=19).
### 1.4 Spezielle Fortpflanzungsformen
#### 1.4.1 Zwitter
Zwitter sind Organismen, die sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale besitzen und sowohl Eizellen als auch Spermatozoen produzieren können. Pflanzen oder deren Blüten werden ebenfalls als zwittrig bezeichnet, wenn sie sowohl Stempel als auch Staubblätter aufweisen [18](#page=18).
#### 1.4.2 Parthenogenese (Jungfernzeugung)
Die Parthenogenese ist eine Form der ungeschlechtlichen Fortpflanzung, bei der Nachkommen aus einzelnen, unbefruchteten Eizellen entstehen. Diese Form findet sich bei einigen Pflanzen und weiblichen Tieren wie Blattläusen, Wasserflöhen, bestimmten Fisch- und Eidechsenarten, Schnecken sowie der Blumentopfschlange. Durch hormonelle Signale wird der unbefruchteten Eizelle eine Befruchtungssituation vorgetäuscht, was zur Teilung und Reifung zu einem neuen Organismus führt. Die Parthenogenese kann entweder auf eine Meiose folgen oder direkt über diploide Keimbahnzellen ablaufen, wobei letztere Methode keine Genrekombination beinhaltet und zu Klonen der Mutter führt, aus denen nur noch Weibchen hervorgehen [18](#page=18).
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# Zellteilung: Mitose und Meiose
Die Zellteilung umfasst die Mitose zur Erhaltung des genetischen Materials und die Meiose zur Erzeugung genetischer Vielfalt in fortpflanzungsfähigen Zellen, wobei der Zellzyklus die Phasen von Wachstum und Teilung reguliert [23](#page=23).
### 2.1 Der Zellzyklus und seine Phasen
Der Zellzyklus beschreibt den gesamten Lebenszyklus einer Zelle, von ihrer Entstehung bis zur Teilung, und gliedert sich in die Interphase und die Mitose (M-Phase) [23](#page=23).
#### 2.1.1 Die Interphase
Die Interphase ist die Wachstumsphase der Zelle und bereitet sie auf die Teilung vor. Sie unterteilt sich in drei Phasen [36](#page=36) [37](#page=37):
* **G1-Phase (Gap 1):** Nach der Zellteilung nimmt die Stoffwechselaktivität zu, die Zelle wächst durch Vermehrung von Zellorganellen und Zytoplasma. Die Chromosomen bestehen zu diesem Zeitpunkt aus einer Chromatide [36](#page=36) [37](#page=37).
* **S-Phase (Synthese):** In dieser Phase erfolgt die Neubildung von DNA und Proteinen des Chromatins, wodurch Chromosomen aus zwei Chromatiden entstehen [36](#page=36) [37](#page=37).
* **G2-Phase (Gap 2):** Nach der S-Phase vergehen einige Stunden, bevor die Zelle wieder in die Mitose eintritt [36](#page=36) [37](#page=37).
#### 2.1.2 Die Mitose (M-Phase)
Die Mitose ist die eigentliche Kernteilung und gliedert sich in vier Phasen [23](#page=23) [27](#page=27):
##### 2.1.2.1 Prophase
Die Prophase ist die erste Phase der Mitose [25](#page=25) [28](#page=28) [29](#page=29):
* **Kondensation der Chromosomen:** Die Chromosomen spiralisieren und verdichten sich, wodurch sie unter dem Mikroskop sichtbar werden. Jedes Chromosom besteht aus zwei identischen Chromatiden, die nur durch das Centromer zusammengehalten werden [25](#page=25) [28](#page=28) [29](#page=29).
* **Aufbau des Spindelapparats:** Zwischen den Polen der Zelle bildet sich der Spindelapparat aus Mikrotubuli. In tierischen Zellen organisieren die Centriolen den Aufbau der Kernspindel [28](#page=28).
* **Abbau der Kernhülle:** Die Kernhülle und die Kernkörperchen lösen sich auf [25](#page=25) [28](#page=28) [29](#page=29).
##### 2.1.2.2 Metaphase
In der Metaphase werden die Chromosomen in der Äquatorialplatte angeordnet [30](#page=30) [31](#page=31):
* Die Spindel ist fertiggestellt, und Spindelfasern heften sich von beiden Seiten an die Centromere der Chromosomen [30](#page=30).
* Die Chromosomen ordnen sich in der Mitte der Zelle, der sogenannten Äquatorialplatte, an [30](#page=30).
##### 2.1.2.3 Anaphase
Die Anaphase ist durch die Trennung der Chromatiden gekennzeichnet [32](#page=32) [33](#page=33):
* Die Centromere teilen sich [32](#page=32).
* Die getrennten Chromatiden, nun als Tochterchromosomen bezeichnet, wandern durch Verkürzung der Spindelfäden zu den Zellpolen [32](#page=32).
* Jeder Pol erhält einen vollständigen Satz an Chromatiden [32](#page=32).
##### 2.1.2.4 Telophase
Die Telophase ist die letzte Phase der Mitose [34](#page=34) [35](#page=35):
* Die Chromatiden dekondensieren und bilden wieder lange, dünne Fäden [34](#page=34).
* Die Spindelfäden werden rückgebildet [34](#page=34).
* Die Kernhüllen und das Kernkörperchen werden neu aufgebaut, wodurch aus dem alten Kern zwei neue entstehen [34](#page=34).
* Anschließend erfolgt die Zellteilung (Cytokinese), bei der sich die Zelle am Äquator durchschnürt oder neue Membranen bildet, um zwei Tochterzellen zu erzeugen [34](#page=34).
> **Tip:** Die Mitose sichert die gleichmäßige Verteilung der Chromatiden auf die beiden Tochterkerne und garantiert somit die Weitergabe der Erbanlagen. Die entstandenen Tochterzellen sind genetisch identisch (Klone) und diploid (2n) [34](#page=34).
### 2.2 Ploidiegrad
Der Ploidiegrad bezeichnet die Anzahl der vollständigen Chromosomensätze in einer Zelle [26](#page=26).
* **Diploid (2n):** Körperzellen besitzen im Regelfall einen doppelten Chromosomensatz, d.h. zu jedem Chromosom gibt es ein homologes Gegenstück. Beim Menschen besteht ein diploider Chromosomensatz aus 46 Chromosomen (23 Paaren) [26](#page=26).
* **Haploid (n):** Keimzellen (Gameten) besitzen nur einen einfachen, vollständigen Chromosomensatz. Ein haploider Chromosomensatz des Menschen besteht aus 23 Chromosomen [26](#page=26) [41](#page=41).
* **Polyploidie:** Einige Lebewesen können auch triploide, tetraploide oder höhere Ploidiegrade aufweisen [26](#page=26).
### 2.3 Die Meiose
Die Meiose ist eine spezielle Form der Zellteilung, die in zwei Schritten abläuft: Meiose I und Meiose II. Sie dient der Produktion von Zellen mit einem einfachen Chromosomensatz (haploid, n) und der Erzeugung genetisch unterschiedlicher Tochterzellen (Gameten) [40](#page=40) [41](#page=41).
#### 2.3.1 Meiose I
Die Meiose I ist die erste Reifeteilung und besteht aus vier Phasen [43](#page=43):
##### 2.3.1.1 Prophase I
Die Prophase I ist komplex und beinhaltet entscheidende Schritte für die genetische Variabilität [44](#page=44) [45](#page=45) [46](#page=46) [47](#page=47) [48](#page=48) [49](#page=49) [50](#page=50) [51](#page=51):
* **Chromosomenkondensation:** Die Chromosomen kondensieren und sind sichtbar [44](#page=44).
* **Paarbildung und Tetradenbildung:** Homologe Chromosomen lagern sich eng parallel aneinander und bilden eine Tetrade aus vier Chromatiden [45](#page=45) [49](#page=49).
* **Crossing Over:** An bestimmten Kontaktstellen, den Chiasmata, überkreuzen sich homologe Chromatiden und tauschen Teilstücke aus. Dies führt zur **intrachromosomalen Rekombination** und zur Entstehung neuer Genkombinationen [45](#page=45) [50](#page=50) [51](#page=51) [62](#page=62).
* **Trennung der homologen Chromosomen:** Die homologen Chromosomenpaare werden getrennt [49](#page=49).
* **Auflösung von Kernhülle und Kernkörperchen:** Die Kernmembran und das Kernkörperchen lösen sich auf, und der Spindelapparat wird ausgebildet [44](#page=44) [49](#page=49).
> **Tip:** Das Crossing Over ist ein fundamentaler Prozess für die genetische Vielfalt. Durch den Austausch von Erbinformationen zwischen homologen Chromatiden entstehen rekombinierte Chromatiden mit neuen Allelkombinationen [50](#page=50) [51](#page=51).
##### 2.3.1.2 Metaphase I
Während der Metaphase I ordnen sich die Chromosomen in der Äquatorialebene an [52](#page=52) [53](#page=53):
* Die homologen Chromosomenpaare (Tetraden) werden in der Mitte der Zelle aufgereiht [52](#page=52).
* Der Spindelapparat heftet sich an die Centromere der Chromosomen [52](#page=52).
##### 2.3.1.3 Anaphase I
Die Anaphase I unterscheidet sich signifikant von der Anaphase der Mitose [54](#page=54):
* Die Spindelfasern verkürzen sich, und die **homologen Chromosomen** werden zu den Polen gezogen [54](#page=54).
* Im Gegensatz zur Mitose werden hier keine Chromatiden, sondern ganze Chromosomen, die jeweils aus zwei Chromatiden bestehen, zu den Polen transportiert [54](#page=54).
* Diese zufällige Verteilung der mütterlichen und väterlichen Chromosomen führt zu **interchromosomaler Rekombination** und trägt maßgeblich zur genetischen Variabilität bei [54](#page=54) [55](#page=55) [62](#page=62).
> **Beispiel:** Bei einem Organismus mit nur zwei Chromosomenpaaren gibt es für jedes Paar zwei mögliche Verteilungen der homologen Chromosomen zu den Polen. Bei $n$ Chromosomenpaaren gibt es $2^n$ mögliche Verteilungen der Chromosomen, was eine enorme genetische Vielfalt ermöglicht [63](#page=63).
##### 2.3.1.4 Telophase I
Die Telophase I schließt die erste Reifeteilung ab [56](#page=56):
* Es bildet sich je eine Kernhülle um die beiden Chromosomensätze an den Polen [56](#page=56).
* Die Zelle teilt sich (Cytokinese), sodass zwei Tochterzellen entstehen [56](#page=56).
* Jede Tochterzelle besitzt nun einen **haploiden Chromosomensatz**, der jedoch noch aus 2-Chromatid-Chromosomen besteht [56](#page=56).
* Die beiden Tochterzellen unterscheiden sich genetisch aufgrund der Rekombination in Prophase I und der zufälligen Verteilung in Anaphase I [56](#page=56).
#### 2.3.2 Meiose II
Die Meiose II verläuft im Wesentlichen wie eine Mitose, ist jedoch von der Meiose I beeinflusst [58](#page=58) [59](#page=59) [60](#page=60):
##### 2.3.2.1 Prophase II
In den beiden haploiden Tochterzellen aus Meiose I wird jeweils ein neuer Spindelapparat aufgebaut [59](#page=59).
##### 2.3.2.2 Metaphase II
Die Chromosomen ordnen sich erneut in der Äquatorialebene der jeweiligen Zellen an. Die Chromosomen bestehen weiterhin aus zwei Chromatiden, die aufgrund des Crossing Overs in der Prophase I nicht identisch sein müssen [59](#page=59) [60](#page=60).
##### 2.3.2.3 Anaphase II
Im Gegensatz zur Anaphase I werden hier die einzelnen **Chromatiden** (jetzt als Tochterchromosomen bezeichnet) zu den Polen gezogen [59](#page=59) [60](#page=60).
##### 2.3.2.4 Telophase II
An den Polen beider Zellen bilden sich neue Kernhüllen, und neue Zellmembranen werden gebildet. Das Ergebnis der Meiose II sind vier **haploide Tochterzellen**, die alle genetisch voneinander unterschiedlich sind. Die vier Chromatiden einer ursprünglichen Tetrade der Prophase I sind nun auf vier verschiedene Zellkerne verteilt [59](#page=59) [60](#page=60).
### 2.4 Bedeutung der Meiose und Rekombination
Die Meiose ist essenziell für die Bildung von Geschlechtszellen (Gameten) und für die sexuelle Fortpflanzung [61](#page=61).
* **Genetische Vielfalt:** Durch die Rekombination (Crossing Over in Prophase I) und die unabhängige Verteilung der Chromosomen (Anaphase I) entsteht eine enorme genetische Vielfalt bei den Nachkommen. Dies ist eine Grundlage für die Anpassung an wechselnde Umweltbedingungen und den Evolutionsprozess [61](#page=61) [62](#page=62).
* **Ergebnis der Meiose:**
* **Männlich:** Aus einer diploiden Ursamenzelle entstehen vier haploide Spermien [64](#page=64).
* **Weiblich:** Aus einer diploiden Ureizelle entsteht eine große, befruchtungsfähige Eizelle und drei kleinere Polkörperchen, die verkümmern [64](#page=64).
* **Fehler bei der Meiose:** Fehler während der Meiose können zu genetischen Erkrankungen führen [61](#page=61).
> **Tip:** Die genetische Variabilität, die durch Rekombination und Mutation entsteht, ist entscheidend für das Überleben von Populationen in dynamischen Umwelten. Die schiere Anzahl an Kombinationsmöglichkeiten durch interchromosomale Rekombination macht es für Menschenpaare nahezu unmöglich, zwei genetisch identische Nachkommen zu zeugen (außer bei eineiigen Zwillingen) [62](#page=62) [63](#page=63).
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# Gametenbildung: Spermien und Eizellen
Die Bildung von männlichen und weiblichen Keimzellen umfasst die Spermatogenese und Oogenese, die durch den weiblichen Zyklus hormonell gesteuert wird.
## 3. Gametenbildung: Spermien und Eizellen
Die Gametenbildung, auch Keimzellenbildung genannt, ist ein fundamentaler Prozess der sexuellen Fortpflanzung, bei dem haploide Zellen – Spermien beim Mann und Eizellen bei der Frau – aus speziellen Keimdrüsen hervorgehen. Diese Zellen sind essenziell für die Verschmelzung zur Zygote, dem Beginn eines neuen diploiden Organismus [67](#page=67).
### 3.1 Spermienbildung (Spermatogenese)
Die Spermatogenese ist der Prozess der Entstehung männlicher Keimzellen (Spermien) und findet ab der Pubertät in den Samenkanälchen (Tubuli seminiferi) der Hoden statt [73](#page=73).
#### 3.1.1 Männliche Geschlechtsorgane und Hodenaufbau
Die männlichen Fortpflanzungsorgane umfassen äußere und innere Strukturen. Zu den äußeren zählen Penis und Hodensack (Skrotum), während die inneren Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen und die Prostata umfassen. Der Hodensack (Skrotum) ist eine Hauttasche, die die Hoden beherbergt und durch seine muskulöse Struktur die Temperatur der Hoden konstant bei etwa 34-35 Grad Celsius hält [68](#page=68) [69](#page=69).
Die Hoden selbst sind längliche Organe, die in 250-300 kleine Läppchen unterteilt sind. Diese Läppchen enthalten stark gewundene Samenkanälchen, ausgekleidet mit Samenepithel, wo die Spermienbildung stattfindet (#page=70, 71). Zwischen den Samenkanälchen liegen die Leydig-Zellen, die das männliche Geschlechtshormon Testosteron produzieren, welches für die Entwicklung sekundärer Geschlechtsmerkmale verantwortlich ist [70](#page=70) [71](#page=71).
#### 3.1.2 Spermatogenese und Spermiogenese
Die Spermatogenese beginnt mit diploiden Stammzellen, den Spermatogonien, die sich durch Mitose vermehren. Es werden zwei Typen unterschieden [75](#page=75):
* **Spermatogonien Typ A**: Entstehen durch mitotische Teilungen aus Urgeschlechtszellen und haben einen diploiden Chromosomensatz (2n2C) [75](#page=75).
* **Spermatogonien Typ B**: Entstehen durch weitere mitotische Teilung aus Typ A und sind dem Lumen der Samenkanälchen näher [75](#page=75).
Aus den Spermatogonien Typ B gehen die primären Spermatozyten hervor, die sich in der ersten meiotischen Teilung zu zwei haploiden sekundären Spermatozyten entwickeln (jeweils 1n2C). Diese führen die zweite meiotische Teilung durch und werden zu haploiden Spermatiden (1n1C) [77](#page=77).
Die **Spermiogenese** bezeichnet die weitere Differenzierung der Spermatiden zu begeißelten Spermien. Während des gesamten Prozesses bleiben die Zellen durch Zellbrücken (Plasmabrücken) verbunden, was eine synchrone Entwicklung ermöglicht [73](#page=73) [77](#page=77).
#### 3.1.3 Struktur und Funktion des Spermiums
Ein reifes Spermium ist etwa 0,005 cm lang und besteht aus drei Hauptteilen: Kopf, Mittelstück und Schwanz [79](#page=79).
* **Kopf**: Enthält den Zellkern mit den Chromosomen. Die Akrosomenkappe auf dem Spermienkopf enthält Enzyme, die die Eimembran auflösen, um die Befruchtung zu ermöglichen [79](#page=79).
* **Mittelstück**: Beherbergt Mitochondrien, die die Energie für die Fortbewegung des Spermiums liefern [79](#page=79).
* **Schwanz**: Eine bewegliche Geißel, die eine Fortbewegung von etwa 10-20 cm pro Stunde ermöglicht [79](#page=79).
Ein Mann kann täglich bis zu 100 Millionen Spermien produzieren. Fehlbildungen des Kopfteils können auf Störungen der Spermatogenese hinweisen [78](#page=78) [80](#page=80).
#### 3.1.4 Nebenhoden
Die Nebenhoden liegen auf der Rückseite der Hoden und dienen als Speicherort für die im Hoden gebildeten Samenzellen. Im Nebenhodengang reifen die Samenfäden zu Spermien heran. Das Sekret der Samenbläschen und die eigene Bewegungsfähigkeit der Spermien sind essenziell für die Befruchtung [72](#page=72).
### 3.2 Eizellenbildung (Oogenese)
Die Oogenese ist der Prozess der Entstehung weiblicher Keimzellen (Eizellen) und beginnt bereits während der Embryonalentwicklung [85](#page=85).
#### 3.2.1 Weibliche Geschlechtsorgane und Ovarialzyklus
Die inneren weiblichen Geschlechtsorgane umfassen die Eierstöcke (Ovarien), Eileiter, Gebärmutter (Uterus) und Scheide (Vagina). In den Eierstöcken werden die Eizellen gebildet. Die Reifung der Eizellen und die Vorbereitung der Gebärmutter auf eine Schwangerschaft unterliegen einem etwa 28-tägigen Rhythmus, dem Menstruationszyklus, der hormonell gesteuert wird [83](#page=83) [84](#page=84).
#### 3.2.2 Oogenese und Follikelreifung
Die Entwicklung der weiblichen Keimzellen beginnt mit Urkeimzellen, die sich in den fetalen Eierstöcken mitotisch vermehren. Diese werden zu primären Oozyten, die mit der ersten meiotischen Teilung beginnen, welche jedoch in der Prophase I angehalten wird. Um die primären Oozyten herum bilden sich Primordialfollikel [85](#page=85).
Mit der Pubertät entwickeln sich Follikel in mehreren Phasen weiter. Ein Follikel reift zum sprungreifen Graaf-Follikel heran. Kurz vor der Ovulation wird die erste Reifeteilung abgeschlossen, wobei eine kleine Polkörperzelle und eine große sekundäre Oozyte entstehen. Die zweite Reifeteilung wird nur bei erfolgreicher Befruchtung vollendet und resultiert in einer Eizelle und weiteren Polkörperchen [85](#page=85).
Im Vergleich zur Spermatogenese, bei der aus einer Stammzelle vier funktionelle Spermien hervorgehen, entsteht bei der Oogenese nur eine Eizelle und mehrere Polkörperchen, die degenerieren. Dies liegt am ungleichen Verteilung der Zytoplasmen während der meiotischen Teilungen, um der Eizelle ausreichend Nährstoffe für die frühe Embryonalentwicklung bereitzustellen [87](#page=87).
### 3.3 Der weibliche Zyklus: Hormonelle Steuerung
Der weibliche Zyklus ist ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen, das von der Hypophyse und den Ovarien gesteuert wird [90](#page=90).
#### 3.3.1 Die erste Zyklushälfte (Follikelphase)
Der Zyklus beginnt am ersten Menstruationstag. Releasing-Hormon (RH) aus dem Hypothalamus stimuliert die Hypophyse zur Ausschüttung von follikelstimulierendem Hormon (FSH) (#page=92, 96). FSH fördert das Wachstum der Follikel im Eierstock (#page=92, 96). Ab dem 7. Zyklustag wird ein dominanter Follikel selektiert, der pro Tag etwa 2 mm wächst und dabei steigende Mengen Östradiol produziert. Östradiol fördert den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Hohe Östradiol- und Inhibinspiegel hemmen die Freisetzung von RH und FSH, was zum Absterben der restlichen Follikel führt. Ein Überschreiten einer bestimmten Östradiolkonzentration löst einen schlagartigen Anstieg des luteinisierenden Hormons (LH-Peak) aus, der den Eisprung (Ovulation) einleitet. Die Ovulation findet meist in Zyklusmitte (12.-14. Zyklustag) statt [92](#page=92) [96](#page=96).
Die Follikelreifung bezeichnet die Entwicklung der Eizellen umgeben von Follikelepithelzellen in verschiedenen Stadien: Primordialfollikel, Primärfollikel, Sekundärfollikel, Tertiärfollikel und Graaf-Follikel [93](#page=93).
#### 3.3.2 Die zweite Zyklushälfte (Lutealphase/Gelbkörperphase)
Diese Phase beginnt mit dem Eisprung und endet mit der Menstruation. Nach dem Eisprung bildet sich aus dem Follikel der Gelbkörper, der Progesteron und Östrogen produziert. Progesteron ist entscheidend für eine mögliche Schwangerschaft, indem es den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut fördert und die Einnistung sowie Reifung der Eizelle unterstützt. Eine erhöhte Körpertemperatur während der Lutealphase ist auf den anregenden Stoffwechseleffekt von Progesteron zurückzuführen [98](#page=98) [99](#page=99).
* **Bei Nichtbefruchtung**: Der Gelbkörper degeneriert, Östrogen- und Progesteronspiegel sinken, was zur Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut (Menstruation) führt und einen neuen Zyklus einleitet (#page=100, 101) [100](#page=100) .
* **Bei Befruchtung**: Das befruchtete Ei nistet sich ein, und die Plazenta bildet Choriogonadotropin (CG). CG stimuliert den Gelbkörper, weiterhin Progesteron und Östrogen zu produzieren, was die Schwangerschaft erhält .
##### 3.3.2.1 Glossar der Geschlechtshormone
* **Östrogene (insb. Östradiol)**: Werden in den Eierstöcken produziert, fördern den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und beeinflussen die LH-Sekretion [95](#page=95).
* **Inhibin**: Hemmt die FSH-Freisetzung [95](#page=95).
* **FSH (Follikel-stimulierendes Hormon)**: Stimuliert die Follikelreifung bei Frauen und die Spermienbildung bei Männern [95](#page=95).
* **LH (Luteinisierendes Hormon)**: Steuert bei Frauen die Follikelreifung und Ovulation und ist an der Östrogen- und Progesteronsynthese beteiligt. Beim Mann stimuliert es die Androgenproduktion in den Hoden [95](#page=95).
* **Releasing-Hormone (RH, z.B. GnRH)**: Vom Hypothalamus gebildet, regen die Hypophyse zur Freisetzung von FSH und LH an [95](#page=95).
* **Progesteron (Gelbkörperhormon)**: Wird vom Gelbkörper und der Plazenta gebildet. Es bereitet die Gebärmutterschleimhaut auf die Einnistung vor und erhält die Schwangerschaft [95](#page=95).
* **Humanes Choriongonadotropin (HCG)**: Von der Plazenta während der Schwangerschaft produziert, stimuliert den Gelbkörper zur Progesteronbildung [95](#page=95).
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# Befruchtung und Embryonalentwicklung
Dieser Themenbereich beleuchtet die Verschmelzung von Keimzellen, die Entstehung von Zwillingen, assistierte Reproduktionstechniken sowie die einzelnen Stadien der menschlichen Embryonalentwicklung von der Zygote bis zum Fötus .
### 4.1 Befruchtung
Die Befruchtung ist die Fusion von Keimzellen, der Eizelle und dem Spermium, im Rahmen der geschlechtlichen Fortpflanzung. Das Resultat dieses Prozesses ist die Zygote, eine diploide Zelle, die das genetische Material beider Elternteile vereint. Eizellen und Spermien sind haploid, und ihre Verschmelzung zur Zygote stellt die korrekte doppelte Chromosomenzahl wieder her .
Nach dem Eisprung wandert die Eizelle vom Eierstock durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter. Spermien, die nach dem Geschlechtsverkehr in den Gebärmutterhals gelangen, bewegen sich ebenfalls durch die Gebärmutter zu den Eileitern. Chemische Reize, die von der Eizelle ausgehen, locken die Spermien an. Die eigentliche Befruchtung findet in einem der Eileiter statt, wenn das erste Spermium die Eizelle erreicht und in sie eindringt. Unmittelbar nach dem Eindringen eines Spermiums wird die Zellmembran der Eizelle für weitere Spermien undurchlässig, um die polyspermische Befruchtung zu verhindern .
> **Tip:** Die Befruchtung ist ein hochspezifischer Prozess, bei dem nur ein Spermium erfolgreich die Eizelle penetrieren kann und die Hülle der Eizelle für weitere Spermien verschließt.
### 4.2 Zwillingsentstehung
Zwillinge sind definiert als zwei Nachkommen, die am selben Tag von denselben Eltern gezeugt wurden. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden jedoch alle Kinder, die während derselben Schwangerschaft heranwachsen und zur selben Zeit geboren werden, als Zwillinge bezeichnet. Es gibt zwei Hauptformen der Zwillingsentstehung :
#### 4.2.1 Eineiige Zwillinge (monozygotisch)
Diese entstehen, wenn sich die Zygote in einem sehr frühen Stadium der Entwicklung teilt. Wenn diese Teilung zu zwei voneinander getrennten Zellpopulationen führt, entwickeln sich zwei Embryonalanlagen aus einer einzigen befruchteten Eizelle. Solche Zwillinge sind genetisch identisch und somit Klone .
#### 4.2.2 Zweieiige Zwillinge (dizygotisch)
Diese Form der Zwillingsbildung tritt auf, wenn während eines Menstruationszyklus zwei Eizellen reifen und jede von einem unterschiedlichen Spermium befruchtet wird. Aus diesen beiden unterschiedlichen Zygoten entwickeln sich zwei genetisch verschiedene Individuen, die jeweils ihr eigenes Chorion und Amnion besitzen .
### 4.3 Künstliche Befruchtung
Künstliche Befruchtungsmethoden wurden Ende der siebziger Jahre erstmals erfolgreich angewendet. Die heute am häufigsten angewendeten Verfahren sind die In-vitro-Fertilisation (IVF) und die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) .
#### 4.3.1 In-vitro-Fertilisation (IVF)
Die IVF ist eine bewährte Methode, insbesondere bei normaler Spermienqualität und bei Problemen wie Eileiterverschluss, Endometriose oder dem PCO-Syndrom. Die Behandlung beginnt mit einer mehrwöchigen Hormonstimulation der Frau zur Eierstockstimulierung. Anschließend wird unter lokaler Betäubung und Ultraschallkontrolle eine Eizellentnahme durchgeführt. Parallel dazu gibt der Mann sein Sperma ab, welches aufbereitet und zu den entnommenen Eizellen in ein Reagenzglas gegeben wird. Nach etwa 18 Stunden wird die erfolgreiche Befruchtung überprüft. Nach fünf Tagen werden ein bis drei Embryonen in die Gebärmutter transferiert. Zur Unterstützung der Einnistung werden Hormone, wie das Gelbkörperhormon, verabreicht. Eine Schwangerschaft kann etwa zwei Wochen nach dem Transfer durch Messung des Schwangerschaftshormons (HCG) im Blut nachgewiesen werden. Die Erfolgsrate der IVF liegt bei etwa 20 Prozent .
#### 4.3.2 Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
ICSI wird eingesetzt, wenn die Spermienqualität, insbesondere die Beweglichkeit, stark eingeschränkt ist, oder bei sehr geringer Samenzellenanzahl. Der Ablauf ist ähnlich wie bei der IVF, mit dem entscheidenden Unterschied, dass ein einzelnes ausgewähltes Spermium mittels einer Glaspipette direkt in die Eizelle injiziert wird. Diese Methode hat eine Erfolgsrate von etwa 30 Prozent .
> **Tip:** Während bei der IVF die Spermien selbstständig den Weg zur Eizelle finden müssen, wird bei ICSI die Befruchtung aktiv herbeigeführt, indem das Spermium direkt in die Eizelle eingebracht wird.
### 4.4 Embryonalentwicklung
Die Embryonalentwicklung umfasst die Phase von der Zygote bis zur Bildung von Organanlagen und wird auch als Embryonalperiode bezeichnet. In dieser Zeit finden signifikante morphologische Veränderungen des Embryoblasten und des Embryos statt .
#### 4.4.1 Von der Zygote zur Blastozyste
Nach der Befruchtung wandert die Zygote durch den Eileiter zur Gebärmutter. Auf diesem Weg beginnt sie sich zu teilen und formt zunächst die Morula, eine Kugel gleichartiger Zellen. Daraufhin entwickelt sich die Morula zur Blastozyste, einem hohlen Zellball. Die äußere Schicht der Blastozyste wird als Trophoblast bezeichnet, während sich im Inneren eine Ansammlung von Zellen (Embryoblast) bildet, aus der später der Embryo hervorgeht. Fünf bis sechs Tage nach der Befruchtung nistet sich die Blastozyste in die Gebärmutterschleimhaut ein, wobei die Trophoblastzellen in die mütterliche Schleimhaut einwachsen. In den folgenden Wochen bilden sich die Vorläufer der verschiedenen embryonalen Gewebe .
Eine Zygote ist eine diploide Zelle, die aus der Verschmelzung von zwei haploiden Gameten (Eizelle und Spermium) resultiert. Durch mitotische Zellteilungen entwickelt sich aus der Zygote ein diploider Organismus. Nach etwa 30 Stunden erreicht die Zygote das 2-Zell-Stadium, nach 40 Stunden das 4-Zell-Stadium und nach drei Tagen das 16-Zell-Stadium. Ab 16-32 Zellen spricht man von der Morula, die sich durch die Bildung der Blastozystenhöhle zur Blastozyste weiterentwickelt. Hierbei findet die erste Zelldifferenzierung statt: der Trophoblast leitet die Einnistung ein und der Embryoblast wächst zum Embryo heran .
> **Tip:** Der Begriff Blastula bezeichnet die frühe Entwicklungsform bei Tieren, während Blastozyste spezifisch die Blastula bei Säugetieren bezeichnet.
#### 4.4.2 Furchung
Furchung bezeichnet die schnellen Zellteilungen, die Zygoten am Beginn der Embryonalentwicklung durchlaufen. Während dieser Teilungen vergrößert sich das Gesamtvolumen des Embryos nicht. Der Zellzyklus ist dabei verkürzt und besteht nur aus der S- und M-Phase, was die hohe Teilungsgeschwindigkeit erklärt. Nach zahlreichen Furchungen entsteht die Morula, eine dicht mit Zellen (Blastomeren) gefüllte Kugel .
> **Example:** Eine Kernteilung während der Furchung kann alle acht Minuten stattfinden .
#### 4.4.3 Gastrulation
Die Gastrulation ist der Prozess, bei dem sich die Blastula einstülpt und die Keimblätter ausbildet. Beim Menschen wird die Blastozyste vereinfacht in eine zweischichtige Gastrula umgewandelt. Das innere Keimblatt ist das Entoderm und das äußere Keimblatt das Ektoderm. Das Mesoderm entwickelt sich parallel zu diesen beiden primären Keimblättern .
* **Entoderm:** Bildet die Epithelien des Verdauungstrakts, der Leber, des Pankreas, der Schilddrüse, der Atmungsorgane und der Harnröhre .
* **Ektoderm:** Bildet die Epidermis mit Anhängen, das Nervensystem, die Sinnesorgane und den Zahnschmelz .
* **Mesoderm:** Bildet Strukturen wie die Chorda dorsalis, Knochen, Skelettmuskulatur, Bindegewebe, das Herz, Blutgefäße, Blutkörperchen, Milz, Lymphknoten, Nieren und Keimdrüsen .
> **Tip:** Der Begriff Mesoderm ist ontogenetisch, während Mesenchym ein histologischer Begriff ist.
#### 4.4.4 Neurulation
Die Neurulation bezeichnet die Bildung des Neuralrohrs, der embryonalen Anlage des Zentralnervensystems. Sie beginnt nach der Gastrulation mit der Ausbildung der Neuralplatte, die sich als Verdickung des Ektoderms zeigt. Die Ränder der Neuralplatte wölben sich zu Neuralwülsten auf und bilden eine Neuralrinne. Diese Rinne schließt sich und wird zum Neuralrohr. Das Neuroektoderm faltet sich vom übrigen Ektoderm ab und wird ins Innere des Embryos verlagert .
### 4.5 Entwicklung des Embryos und Fötus
#### 4.5.1 Embryonalperiode
Die Embryonalperiode erstreckt sich von der dritten bis zur achten Woche nach der Befruchtung (entspricht der 6. bis 10. Schwangerschaftswoche nach Ausbleiben der Regelblutung). In dieser Zeit bilden sich alle wichtigen Organ- und Gliedmaßenanlagen. Schädigungen in dieser Phase können zu Missbildungen führen. Am Ende der Embryonalzeit ist der Fötus etwa 3 Zentimeter lang, der Kopf ist im Verhältnis zum Körper sehr groß, und Augen sowie Ohren sind sichtbar .
#### 4.5.2 Fötalperiode
Die Fötalperiode beginnt im dritten Schwangerschaftsmonat (9. SSW) und dauert bis zur Geburt. In dieser Phase steht das Wachstum durch Zellvermehrung im Vordergrund. Alle wichtigen Organe und Organsysteme sind angelegt und wachsen weiter. Ab dem fünften Monat kann die Mutter die Bewegungen des Kindes spüren. Die selbstständige Lebensfähigkeit hängt von der Entwicklung der Lungen und des Nervensystems ab. In den letzten Schwangerschaftsmonaten lagert sich braunes Fett unter der Haut ein, die Körperformen runden sich, und das Kind nimmt an Masse zu. Die Haut ist am Ende der Schwangerschaft von einer weißen, fetten Schutzschicht (Käseschmiere) bedeckt .
### 4.6 Die Plazenta
Die Plazenta, auch Mutterkuchen genannt, entwickelt sich aus dem Trophoblasten nach der Einnistung. Sie bildet ein reich verzweigtes Zottennetz, das aus embryonalem Bindegewebe und Blutgefäßen besteht .
**Aufgaben der Plazenta:**
* Verankerung des Keimes in der Gebärmutterwand .
* Austausch von Nährstoffen, Atemgasen und Stoffwechselprodukten zwischen mütterlichem und kindlichem Blut (die Kreisläufe sind jedoch getrennt) .
* Produktion von Progesteron, Östrogen und des Schwangerschaftshormons (HCG) zur Erhaltung der Schwangerschaft .
### 4.7 Fruchtblase und Nabelschnur
#### 4.7.1 Fruchtblase
Die Fruchtblase entsteht aus dem Trophoblasten und ist mit Fruchtwasser gefüllt. Sie dient dem Abmildern von Stößen, dem Schutz vor Kälte, der Ermöglichung kindlicher Bewegungen und macht den Geburtsweg gleitfähig .
#### 4.7.2 Nabelschnur
Die Nabelschnur enthält zwei Arterien, die kindliches Blut zur Plazenta leiten, und eine Vene, die Blut von der Plazenta zum Kind transportiert. Am Ende der Schwangerschaft ist die Nabelschnur etwa 50-60 cm lang und hat einen Durchmesser von etwa 2 cm .
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## Häufige fehler vermeiden
- Überprüfen Sie alle Themen gründlich vor Prüfungen
- Achten Sie auf Formeln und wichtige Definitionen
- Üben Sie mit den in jedem Abschnitt bereitgestellten Beispielen
- Memorieren Sie nicht ohne die zugrunde liegenden Konzepte zu verstehen
Glossary
| Term | Definition |
|------|------------|
| Gen | Ein Gen ist ein spezifischer Abschnitt der DNA, der die genetische Information für die Synthese von Proteinen oder funktionellen RNA-Molekülen enthält. Gene werden durch Reproduktion an nachfolgende Generationen weitergegeben. |
| Genom | Das Genom bezeichnet die Gesamtheit aller genetischen Informationen eines Organismus, die in der DNA (oder bei einigen Viren in der RNA) gespeichert sind. Es umfasst alle Gene und nicht-kodierenden DNA-Sequenzen. |
| Chromosom | Chromosomen sind hoch organisierte Strukturen im Zellkern, die hauptsächlich aus DNA und Proteinen (Histonen) bestehen. Sie enthalten die genetische Information eines Organismus in Form von Genen und sind während der Zellteilung sichtbar. |
| Chromatid | Ein Chromatid ist eine der beiden identischen Hälften eines replizierten Chromosoms. Vor der Zellteilung besteht ein Chromosom aus zwei Schwesterchromatiden, die am Centromer verbunden sind. Nach der Teilung wird jede Chromatide zu einem eigenständigen Chromosom. |
| Centromer | Das Centromer ist eine spezialisierte Region eines Chromosoms, an der die beiden Schwesterchromatiden während der Mitose und Meiose miteinander verbunden sind. Es dient als Anheftungsstelle für die Spindelfasern während der Zellteilung. |
| Mitose | Die Mitose ist ein Prozess der Zellteilung, bei dem eine Mutterzelle in zwei genetisch identische Tochterzellen aufgeteilt wird. Sie ist entscheidend für Wachstum, Reparatur und asexuelle Fortpflanzung. |
| Meiose | Die Meiose ist ein spezieller Typ der Zellteilung, der zur Bildung von Keimzellen (Gameten) führt. Sie beinhaltet zwei aufeinanderfolgende Teilungen und reduziert den Chromosomensatz von diploid (2n) auf haploid (n), was zu genetischer Vielfalt durch Rekombination führt. |
| Zellzyklus | Der Zellzyklus ist die Abfolge von Ereignissen im Leben einer Zelle zwischen zwei Zellteilungen, einschließlich der Interphase (Wachstum und DNA-Replikation) und der Mitose oder Meiose (Teilung). |
| Interphase | Die Interphase ist die längste Phase des Zellzyklus, in der die Zelle wächst, ihre Organellen vermehrt und die DNA repliziert. Sie gliedert sich in die G1-, S- und G2-Phase. |
| G1-Phase | Die G1-Phase ist die erste Wachstumsphase des Zellzyklus, in der die Zelle wächst und ihre Stoffwechselaktivität erhöht, bevor die DNA-Replikation beginnt. |
| S-Phase | Die S-Phase ist die Synthesephase des Zellzyklus, in der die DNA repliziert wird, sodass jedes Chromosom aus zwei identischen Chromatiden besteht. |
| G2-Phase | Die G2-Phase ist die zweite Wachstumsphase des Zellzyklus, die auf die S-Phase folgt und der Vorbereitung der Zelle auf die Mitose dient. |
| Ploidiegrad | Der Ploidiegrad gibt an, wie viele vollständige Sätze von Chromosomen eine Zelle enthält. Diploid (2n) bedeutet zwei Chromosomensätze, während haploid (n) einen einzelnen Chromosomensatz bedeutet. |
| Gameten | Gameten sind haploide Geschlechtszellen (Spermien und Eizellen), die bei der geschlechtlichen Fortpflanzung zur Bildung einer diploiden Zygote verschmelzen. |
| Spermatogenese | Spermatogenese ist der Prozess der Bildung von Spermien aus Stammzellen in den Hoden. Sie umfasst sowohl mitotische Teilungen zur Vermehrung der Spermatogonien als auch meiotische Teilungen zur Reduktion des Chromosomensatzes. |
| Oogenese | Oogenese ist der Prozess der Bildung von Eizellen (Oozyten) aus Stammzellen in den Eierstöcken. Sie beginnt bereits während der Embryonalentwicklung und ist gekennzeichnet durch asymmetrische Zellteilungen, die zu einer großen Eizelle und mehreren kleinen Polkörperchen führen. |
| Weiblicher Zyklus (Menstruationszyklus) | Der weibliche Zyklus ist eine etwa 28-tägige Abfolge hormonell gesteuerter Veränderungen in den weiblichen Fortpflanzungsorganen, die auf die Vorbereitung einer möglichen Schwangerschaft abzielt und die Freisetzung einer Eizelle (Ovulation) beinhaltet. |
| Ovulation | Die Ovulation, auch Eisprung genannt, ist der Prozess, bei dem eine reife Eizelle aus dem Eierstock freigesetzt wird und in den Eileiter gelangt, bereit zur Befruchtung. |
| Befruchtung | Befruchtung ist die Verschmelzung einer weiblichen und einer männlichen Keimzelle (Eizelle und Spermium) zur Bildung einer diploiden Zygote. Sie ist der erste Schritt der Embryonalentwicklung. |
| Zygote | Eine Zygote ist die erste diploide Zelle, die durch die Verschmelzung von Eizelle und Spermium entsteht. Sie ist der Beginn eines neuen Organismus. |
| Embryonalentwicklung | Die Embryonalentwicklung ist die Phase der Keimesentwicklung, die von der Zygote bis zur Bildung der Organanlagen reicht. Sie umfasst Prozesse wie Furchung, Gastrulation und Neurulation. |
| Furchung | Furchung bezeichnet die schnellen mitotischen Zellteilungen einer Zygote zu Beginn der Embryonalentwicklung, die zu einer Zellanhäufung, aber nicht zu einer Größenvergrößerung des Embryos führen. |
| Gastrulation | Gastrulation ist ein entscheidender Prozess der Embryonalentwicklung, bei dem sich die Zellschichten (Keimblätter: Ektoderm, Mesoderm, Entoderm) ausbilden, aus denen sich später alle Gewebe und Organe des Körpers entwickeln. |
| Neurulation | Neurulation ist der Prozess der Bildung des Neuralrohrs aus dem Ektoderm während der Embryonalentwicklung. Das Neuralrohr ist die Anlage des zentralen Nervensystems. |
| Crossing Over | Crossing Over ist ein Prozess während der Prophase I der Meiose, bei dem homologe Chromosomen Abschnitte austauschen. Dies führt zu einer Neukombination von genetischem Material und erhöht die genetische Vielfalt. |
| Rekombination | Rekombination bezeichnet in der Genetik die Neuanordnung genetischen Materials, die zu neuen Kombinationen von Genen und Merkmalen führt. Sie tritt während der Meiose auf und ist eine wichtige Quelle genetischer Variabilität. |